Sammlungs­schwer­punkt «Neues Sehen»

16. April 2024Bibliothek, Institutionen
Eine Auswahl an Büchern und Publikationen
©Basile Bornand

«Die Augen, noch im Gewohnten befangen, müssen umlernen. Und sie werden es. Schneller vielleicht, als mancher glaubt. Denn die Tatsachen wollen es und das Leben selbst.» (Hans Hildebrandt 1927)

Innerhalb des Schwerpunkts Visuelle Kommunikation und Fotografie kann die Bibliothek für Gestaltung bemerkenswerte Publikationen aus den 1920er und 1930er Jahren vorweisen. Originalausgaben aus der Zeit des Neuen Sehens und der Neuen Sachlichkeit sind heute selten, nicht zuletzt weil sie im Nationalsozialismus und Zweiten Weltkrieg stark dezimiert wurden.

Es kommt der neue Fotograf! Werner Gräffs Publikation von 1929 drückt unmissverständlich aus, welch immenser Wandel sich im noch jungen Medium der Fotografie vollzieht. Die radikale Erneuerung der Wahrnehmung bricht mit den vertrauten Sichtweisen der Zeitgenossen. Noch im 21. Jahrhundert bleibt die Modernität ihrer Werke in Büchern aus dieser Zeit nachvollziehbar. Der experimentelle Charakter der Fotografie wird spürbar.

Zugleich veranschaulicht der Bestand die Internationalität des Neuen Sehens und ruft Avantgarde-Künstler wie zum Beispiel László Moholy- Nagy oder El Lissitzky in Erinnerung, die mit Monographien vertreten sind. Eine kleine Auswahl an bemerkenswerten Publikationen beschäftigt sich mit dem noch jungen Medium Film. Die Zeitschriften Photographie (1930–47/Reprint) oder Das deutsche Lichtbild (1927–38) ergänzen den Bestand.

Bücher zum Thema Typografie greifen mitunter ihre eigene Buchgrafik auf: Inhalt und Form verbünden sich zur gemeinsamen Eroberung des Lesers.

Auch diese raren Bestände sind bereits vollständig digital katalogisiert. Die Benutzer werden jedoch um besonderes Verständnis für die eingeschränkten Ausleihoptionen gebeten, die helfen sollen, den Bestand dieser Zeit langfristig erhalten zu können. Sie können die Exemplare im Lesesaal sichten oder zum Teil auch als Reprints ausleihen.

Defekte Exemplare gelangen rechtzeitig in fachkundige Hände, um ihren Originalzustand zu bewahren. Denn den Mitarbeiterinnen der Bibliothek für Gestaltung ist es eine Herzensangelegenheit, für den zukünftigen Erhalt der internationalen Originalausgaben aus der Zeit des Neuen Sehens — und nicht nur für diese — grösste Sorge zu tragen.